- unsere Jubiläumsfeier am 20.September 2024

 

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So vielfältig wie die Personen sind, die die Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt erreichen, war auch das Programm der Jubiläumsfeier am 20. September im dasHaus. Am Nachmittag wurde in den Grußworten der Politikerinnen Sarah Rahe (Referats­leiterin "Gewaltprävention, Frauen in besonderen Lebenssituationen“ des rheinland-pfälzischen Frauen-Ministeriums), Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck und Kreisbeigeordnete Bianca Staßen beleuchtet, warum die Arbeit des Vereins mehr Unterstützung erfahren sollte und festgestellt, dass es sich lohnt, gemeinsam weiter gegen Gewalt zu kämpfen.

An die Worte der Politikerinnen schloss eine Lesung von Texten aus der Perspektive Betroffener von heute und aus den Anfängen des Vereins an. Vor 35 Jahren entstand der heutige Verein und die Fachstelle in Ludwigshafen, weil sich von sexuellem Missbrauch betroffene Frauen in politischer Selbsthilfe verbündeten und mit frauenöffentlichen Lesungen ihrer eigenen Texte auf das Thema aufmerksam machten. Sie fanden Worte und Sprache dafür, was sie erlebt hatten und wie sie sich fühlten, für Konflikte und Herausforderungen aber auch dafür, dass und wie das Leben weitergeht. Für Mut und Wut und für Kraft und Zerbrechlichkeit. Gisela Medzeg war eine dieser Frauen, die damals laut wurden, und sie ist es heute noch. An ihrer Seite auf der Bühne saßen bei der Lesung die derzeitigen Mitarbeiterinnen der Fachstelle Mareike Bundschuh und Nadja Kaiser, welche Texte von Betroffenen mitgebracht hatten, die sie stellvertretend lesen durften. Einige der Texte stammen aus der Feder von Teilnehmenden einer Gruppe betroffener Personen, welche das Beratungsangebot des Vereins genutzt haben oder nutzen. Diese trifft sich seit ca. einem Jahr monatlich bei Wildwasser, um miteinander kreativ zu Schreiben und zu Sprechen. Beim Zuhören wurde klar: mit anderen Worten beschreiben die verschiedenen Stimmen ähnliche Eindrücke, heute wie vor 35 Jahren stehen zarte Zwischentöne neben lauter Wut und Gegenwehr. Das Publikum konnte spüren, wie ähnlich sich diese Gefühle anfühlen und wie unterschiedlich sie sich ausdrücken und wie verblüffend wenig sich geändert zu haben scheint. Noch immer ist es sehr häufig möglich, ungehindert sexualisierte Gewalt auszuüben, noch immer sind die darauffolgenden Auswirkungen auf die Betroffenen größer als die auf die tathandelnden Personen. Noch immer ist es schwer, die passenden Worte dafür zu finden, was Gewalt mit Menschen macht, und noch schwieriger ist es, Menschen zu finden, die diesen Worten zuhören, die mitsprechen und sich positionieren, sich solidarisieren.

Die Lesung wurde musikalisch durch die aufstrebende unabhängige Künstlerin Lxna gerahmt, welche einige ihrer eigenen Werke an diesem Nachmittag zum ersten Mal einem öffentlichen Publikum zeigte. Auch für sie ist das (Lieder-) Schreiben ein Ausdruck ihrer tiefsten Gefühle, sie singt die Worte, die sie findet, und malt mit Melodien und Akkorden ein eindrucksvolles Bild um sie herum. Die Ruhe und Kraft, die sie und ihre Musik ausstrahlen, begleitete das Publikum durch die Gefühlswellen - das wilde Wasser - , welche die Texte der Lesung angestoßen hatten.

Der erste Teil der Jubiläumsfeier verband also eine Reise durch die Vereinsgründungszeit mit den aktuellen Aktivitäten des Vereins und der Betroffenen. Auf dieser Reise wurde sich begegnet und kennengelernt, ausgetauscht und weitergedacht. Zur Stärkung gab es zwischendurch im benachbarten Lokal ZuHaus ein leckeres Buffet und beim Infotisch des neu gegründeten Fördervereins Wildwasser und Notruf Ludwigshafen e.V. konnte sich in entspannter Atmosphäre über die Tätigkeit desselben informiert oder Literatur zum Thema eingesehen werden.

Am Abend dann, als Kopf und Magen ausreichend gesättigt waren, luden die beiden Bands ok, Boomer und The Shogettes mit ihrem Soli-Konzert ein, Energie rauszulassen und zu tanzen, mitzusingen und zu feiern. Schließlich war das ja auch eine Geburtstagsfeier. Und soviel es auch noch zu tun geben mag, es bleibt auch viel zu feiern:

Vor 35 Jahren trafen sich wunderbare Menschen, machten sich gemeinsam stark und zeigten sich und ihre Geschichten, sie legten nicht nur die Grundsteine für den heutigen Verein, sie bauten ganze Wissensstraßen zwischen Menschen und Gruppen, sie sorgten dafür, dass es bis heute (bald an einem neuen Standort) einen Raum gibt, in dem Betroffene immer wieder Sprache suchen und geben können, in dem sie gehört werden, ernst genommen, und der sich mit ihnen und für sie stark macht.

Wir danken allen Beteiligten vielmals für die Unterstützung, für den Austausch, die Geschenke und die Glückwünsche, dass wir ihre Texte lesen, zu ihrer Musik tanzen durften und für die vielen helfenden Hände im Hintergrund!

Wir danken allen Beteiligten vielmals für die Unterstützung, die Spenden, welche dem neugegründeten Förderverein auf die Füße helfen werden, für den Austausch, die Geschenke und die Glückwünsche. Dafür, dass wir ihre Texte lesen, zu ihrer Musik tanzen durften und für die vielen helfenden Hände im Hintergrund!